Die Hermle AG gilt als einer der führenden Hersteller auf dem Fräsmaschinensektor. Der Maschinenbauer aus Gosheim hat im vergangenen Jahr prächtig verdient – doch im laufenden Geschäftsjahr ist die Stimmung pessimistischer. Was ist passiert?
Die Maschinenfabrik Berthold Hermle AG entwickelte sich in den ersten sechs Monaten 2019 trotz der zunehmenden konjunkturellen Abkühlung solide und im Rahmen der Planung: Der Konzernumsatz des schwäbischen Werkzeugmaschinenherstellers stieg im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 7,8 Prozent auf 231,7 Millionen Euro (Vj. 214,9 Millionen Euro), wobei es zu Verschiebungen in den Juli kam. Im Inland erhöhten sich die Erlöse im ersten Halbjahr um 27,3 Prozent auf 106,4 Millionen Euro (Vj. 83,6 Millionen Euro), im Ausland gingen sie um 4,6 Prozent auf 125,3 Millionen Euro (Vj. 131,3 Millionen Euro) zurück. Besonders gut lief das Geschäft mit Automatisierungskomponenten und mit dem neuen Bearbeitungszentrum C 650 aus der Hermle Performance-Line.
Das Betriebsergebnis (EBIT) von Hermle nahm im Berichtszeitraum konzernweit um 12,2 Prozent auf 50,7 Millionen Euro zu (Vj. 45,2 Millionen Euro). Das Unternehmen profitierte neben dem Mehrumsatz und der entsprechend nochmals stärkeren Kapazitätsauslastung von einem verbesserten Produktmix und positiven Währungseffekten. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit belief sich auf 50,6 Millionen Euro. Der 2018er Vergleichswert von 50,2 Millionen Euro hatte einen nicht nachhaltigen Einmaleffekt von 4,9 Millionen Euro enthalten. Der Halbjahresüberschuss lag bei 37,3 Millionen Euro (Vj. inkl. Einmaleffekt: 37,9 Millionen Euro).
Wie erwartet nahm der Auftragseingang des Hermle-Konzerns im ersten Halbjahr 2019 vor dem Hintergrund der nachlassenden konjunkturellen Dynamik um 12 Prozent auf 218,9 Millionen Euro ab (Vj. 248,7 Millionen Euro). Davon entfielen 89,2 Millionen Euro auf das Inland (Vj. 112,6 Millionen Euro) und 129,7 Millionen Euro auf das Ausland (Vj. 136,1 Millionen Euro). Der Rückgang war deutlich geringer als im gesamten deutschen Werkzeugmaschinenbau, der nach Verbandsangaben im Halbjahresvergleich preisbereinigt 23 Prozent weniger neue Bestellungen erhielt.
Der Auftragsbestand belief sich zur Jahresmitte 2019 auf 135,2 Millionen Euro. Er lag damit zwar unter den Werten am Vorjahresstichtag (158,8 Millionen Euro) und am Jahresende 2018 148 Millionen Euro), aber immer noch auf solidem Niveau.
Im weiteren Jahresverlauf rechnet Hermle mit einer verstärkten Abschwächung der Nachfrage und hat die Produktionsplanung für das zweite Halbjahr moderat angepasst. Für das Gesamtjahr 2019 erwartet das Unternehmen konzernweit einen Rückgang des Auftragseingangs um bis zu 20 Prozent und hält aufgrund der steigenden Konjunkturrisiken auch größere Einbußen für zunehmend wahrscheinlich. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird sich das im Jahr 2020 auch bei Umsatz und Ergebnis bemerkbar machen. Für das laufende Jahr bleibt Hermle auf Basis des soliden Auftragsbestands noch verhalten zuversichtlich und geht weiterhin von einem stabilen bis leicht positiven Umsatzverlauf – bestenfalls einem Plus von 5 Prozent – und einem Betriebsergebnis etwa auf Vorjahreshöhe aus.
Der Aktienkurs ist am Freitag mit 263,00 Euro aus dem Markt gegangen. Wer auf der Suche nach einem langfristigen Investment aus dieser Branche ist, kann sich bei diesem Kursniveau einige Stücke ins Depot legen.